Was Dir keiner sagt, wenn Du wegziehst...

Verliebt, verlobt... und blind. Als ich 2012 von Hamburg nach Köln zog, hatte ich meine rosarote Brille auf. Dachte "alles wird gut" und träumte von meiner Plan-Zukunft. 

 

Eine böse Trennung, viele böse Briefe und Gerichtstermine später, weiß ich was das härteste am Wegzug war. 

 

Niemand sagt Dir vorher, dass wenn es Dir nicht gut geht, Du Deine alten Freunde um Dich herumhaben willst und sie sagen werden "ach Mensch, es tut mir so leid - ich wäre so gerne bei Dir!" oder "fühl Dich mal gedrückt!" oder "ich vermisse Dich so sehr, komm zurück!". 

 

Freundschaften, von denen Du dachtest, dass sie für IMMER halten, werden kaputt gehen. Weil irgendwie "das Leben passiert" und man nicht mehr vor Ort ist. Dann werden Entscheidungen nicht mehr besprochen und jeder geht seine Wege und wenn man sich wieder sieht, ist in der Zwischenzeit so viel passiert, dass man nicht mehr weiß wo man anfangen soll und einfach nur ganz oberflächlich erzählt oder sagt "alles ok soweit".

 

Dein Papa oder Deine Mama wünschen sich "komm einfach zurück" zu Weihnachten. ... Geschwister kommen auf einmal gerne zu Besuch, verhalten sich dann in Deiner Bude als wenn sie zu Hause wären und irgendwie ist man froh, wenn sie auch irgendwann wieder fahren. Menschen sind Dir böse, wenn Du in der Heimat warst und man sich nicht gesehen hat. Du bist bereits vor Abfahrt in die Heimat komplett durchgeplant, damit Du alle Deine Liebsten sehen kannst. Manchmal erzählst Du gar nicht allen Freunden, Bekannten oder der Familie, dass Du zu Besuch kommst, weil Du keinem weh tun möchtest. Bei Dir wird "Urlaub gemacht"... oder Du fährst "Urlaub machen" bei Deiner besten Freundin und die Zeit bei Deinen alten Freunden vergeht doppelt so schnell wie vorher und Tage sind gefühlte Stunden. 

 

Aber es gibt auch schöne Seiten am wegziehen, mit ein paar mehr Kilometern Abstand lernst Du Deine Familie völlig neu kennen und Du lernst sie schätzen. Mit Deinen besten Freundinnen auf dem Sofa zu sitzen, sich in deren Küchen auszukennen und es fühlt sich an wie "nie weggewesen sein" oder "wie immer", ist auf einmal eines der schönsten Gefühle der Welt und wird definitiv jedem Date vorgezogen.  Aber das wirklich BESTE am Wegziehen, ist das Heimkommen. "zu Hause" bei Mama, Kakao aus der Diddle-Tasse trinken, nachmittags faul auf dem Sofa liegen und freiwillig (!) mit Papa NDR gucken, weil man da so schön viel von der Heimat sieht. Selbst mit dem Bruder setzt man sich freiwillig auseinander und holt ihn mitten in der Nacht von einer Party ab. 

 

Danke ihr Lieblingsmenschen für's da sein und lieb haben!

 

Genießt auch mal die kleinen Momente in 2017!

Jas

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Kommentare: 8
  • #1

    Astrid (Dienstag, 10 Januar 2017 15:36)

    Das hast Du sehr schön geschrieben mein Kind. Ich hab Dich lieb. Und wünsche mir nach wie vor, dass uns einige 100te Kilometer weniger trennen würden. �

  • #2

    Jessie (Dienstag, 10 Januar 2017 16:40)

    Hey meine Süße, da kommen einem ja fast die tränen wenn man die zeit so miterlebt hat von dir. Du bist eine wahnsinnig starke Frau, denn du hast trotz allem immer den Kopf hoch gehalten und alles durchgestamden. Ich war/bin/werde immer für dich da sein. Ich hab dich auch lieb meine Maus.

  • #3

    Chaospony (Dienstag, 17 Januar 2017 12:55)

    Ich bin auch schon mehrfach quer durch die Republik gezogen und bin tatsächlich vor einiger Zeit wieder in der alten Heimat gelandet - was aber nicht heißt, dass ich hier bleiben werde. Die Umzieherei hat mir gezeigt, welche Freundschaften echt sind und welche eben nicht. Jeder Umzug gibt einem aber auch die Möglichkeit, neue Freundschaften zu schließen, was ich persönlich ganz wunderbar finde! Die Zeit, die du durchgemacht hast, klingt wirklich hart - klar, dass einem dann die "alten" Freunde am meisten fehlen. Ich bin mir aber sicher, dass sich in deinem Umfeld auch schöne "neue" Freundschaften finden lassen - wenn du ihnen eine Chance gibst.
    Liebe unbekannte Grüße!

  • #4

    Christian (Dienstag, 17 Januar 2017 13:09)

    Aufgrund Studium & Co gab es bei mir auch schon ein paar Wohnwechsel, aber irgendwie bin ich doch immer wieder zurück in die Heimatstadt gekommen.
    Aber der Abstand zur Familie, wie du schreibst, tut wirklich gut! Man lernt sie neu zu schätzen weil nichts mehr gleich greifbar oder verfügbar ist!

    Schöne Grüße

  • #5

    Julia (Dienstag, 17 Januar 2017 13:09)

    Hey,
    wirklich ein schöner Artikel und du hast Recht, das Wegziehen ist nicht immer leicht. Ich habe dazu auch mal einen Artikel geschrieben, viellicht magst du ihn dir ja mal ansehen:
    http://kleinesmaedchenundgrossewelt.blogspot.de/2016/11/alleine-unter-baumen-heimweh-im.html
    Ich hänge immer noch sehr an meinen alten Freunden, vermisse meine Familie. Und du hast recht, mit ein bisschen (oder auch mehr) Abstand lernt man manche Dinge erst so richtig schätzen.

    Liebe Grüße aus den Schwarzwald,
    Julia

  • #6

    Anni (Dienstag, 17 Januar 2017 13:09)

    Sehr private Worte, die du da schreibst. Heimat ist für viele anders definiert. Manch einer hat garkeine. Bestenfalls trägt man seine Heimat immer im Herzen, denn die Leute um einen rum definieren "Heimat" für mich. So ist es wenn ich auf Reisen bin <3

  • #7

    Maike (Dienstag, 17 Januar 2017 13:17)

    Hallo Jas,
    auch ich bin vor etwa einem Jahr umgezogen. Jahrelang dachte ich, ich möchte unbedingt weg von meiner Heimatstadt, aber jetzt, wo ich woanders wohne, fällt mir all das auf, was du beschreibst. Inzwischen bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass ich früher oder später wieder zurückziehen möchte. Ich fühle mich nicht unwohl hier und bin auch sehr glücklich. Trotzdem sind da einige Aspekte, die mich ein wenig stören. Ich möchte nicht immer eine dreistündige Reise unternehmen, um meine Familie oder Freunde zu sehen. Ich möchte mich nicht zerrissen fühlen, wenn ich mal in der Heimat bin und alle sagen "Komm doch wenigstens auf einen Kaffee vorbei", obwohl das Wochenende eh schon vollgepackt ist. Ich möchte das Baby meiner Freunde nicht nur alle paar Wochen sehen und dadurch so viel verpassen. Ich möchte teilhaben am Leben meiner Schwester und einfach mal nur auf ein Stück Kuchen vorbeikommen.

    Ich bin sehr dankbar, dass ich weggezogen bin, denn nun weiß ich all das sehr zu schätzen. Ich freue mich auch über die Erfahrungen, die der Umzug mit sich brachten und möchte das auf keinen Fall missen. Auch das Verhältnis zu meinen Freunden ist durch den Wegzug enger geworden als je zuvor.

    Hast du vor, irgendwann wieder zurück zu ziehen?

    Viele Grüße
    Maike

  • #8

    Dany (Dienstag, 17 Januar 2017 14:21)

    Weil irgendwie "das Leben passiert" und man nicht mehr vor Ort ist. Das kenne ich nur zu gut. Wir sind auch vor vielen Jahren weg gezogen aus der Heimat. Aber zumindest mit der Familie. Aber dennoch war es schwer Freunde und Verwandte zurück zu lassen. Irgendwann wollte ich zurück und war 2 Monate in der Heimat. Aber alles war anders. Die Uhr hat sich weiter gedreht. Alles hatte sich verändert, jeder hatte sich etwas aufgebaut, etwas aus seinem Leben gemacht. Ich konnte nicht Schritt halten...

    Ich wünsche dir alles Gute und das du dein Glück wieder findest und wieder lächeln kannst. Jeder Tag ist ein Geschenk. Und du bist stark genug nochmal anzufangen!

    Liebe Grüße Dany von http://www.danyalacarte.de/


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